Drittes Reich

Dunkle Jahre

Unterstützt von Ban­ken und Großindustriellen konnten die bis dahin bedeutungslosen Nationalsozialisten an Einfluß gewinnen und erhielten 1933 die Macht übertragen. Die wirtschaftliche und politische Entwicklung in Dortmund zeigte dieselben Tendenzen. Die Zahl der Arbeitslosen stieg seit 1929 sprung­haft an. 1932 war mehr als ein Drittel der er­werbsfähigen Bevölkerung arbeitslos. Die sozialen Sicherungssysteme griffen nur für kurze Zeit. Die Stadt, zuständig für die Wohlfahrtspflege, war kaum noch in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen. Viele Arbeitslose waren zum Überleben auf öffentliche und private Suppenküchen angewiesen. Der Ortsverein richtete 1931 eine solche ein.

Die politischen Parteien der Rechten profi­tierten von der Situation, besonders die NSDAP. Bei den Stadtverordnetenwahlen Ende 1929 hatte die NSDAP mit 1,6 Prozent gerade ein­mal einen Sitz errungen. Bei den Landtags­wahlen 1932 erzielte sie 20,7 Prozent, das höchste Ergebnis, was sie in Dortmund vor ihrer Machtübernahme erringen konnte. Bei der Wahl ihrer Methoden, Aufmerksamkeit zu erwerben, waren die Nazis nicht zimperlich. Gewalt gegen den politischen Gegner, Versammlungsstörungen, Straßenkämpfe, selbst Mord gehörten dazu.

In diesem Um­feld ist auch das Wirken des Ortsvereins Barop während dieser Zeit zu sehen. Veran­staltungen mussten durch Arbeitersportler und Reichsbanner geschützt werden. Der Einsatz für die Partei war lebensgefährlich geworden. Noch schlimmer wurde es, als die Nazis 1933 die Regierungsgewalt übernahmen und sich dem Staat dienstbar machten. Gegner wur­den entlassen, verfolgt, eingesperrt und um­gebracht. Die anderen Parteien, darunter die SPD, wurden verboten, andere Meinungen verfolgt, und mancher begann bald, sein Mäntelchen nach dem Winde zu drehen. Doch viele blieben ihren Überzeugungen treu. Bücher, Fahnen und Abzeichen wurden ver­steckt. Man übte Solidarität mit Entlassenen und Inhaftierten.

Während des Krieges fand so mancher Zwangsarbeiter die Unterstüt­zung seiner deutschen Kollegen. Vieles muss­te insgeheim geschehen, wenig wurde über­liefert. Manchen fiel es auch gar nicht ein, sich später damit zu brüsten. Da brauchte man alle Zeit und Kraft für den Wiederaufbau. Ansonsten: Kameradschaft und Solidarität waren doch für viele nicht besonders erwäh­nenswert; man handelte eben so. Von den Verfolgungsmaßnahmen waren na­türlich auch die Baroper Sozialdemokraten betroffen. Der Beamtenanwärter Ernst Mörke von der Bezirksverwaltungsstelle wurde als politisch unzuverlässig entlassen. Gleicher­weise erging es Gottlieb Levermann, der in der Kaiserzeit dem Vereinsvorstand in ver­schiedenen Funktionen angehört hatte und zu den Mitbegründern des Konsumvereins zählte. Er leitete bis 1933 das Wohlfahrtsamt der Stadt und wurde nach dem Berufsbeamtengesetz entlassen. Ebenso widerfuhr es dem Lehrer Adolf Wienke, der an der weltlichen Goethe-Schule in Barop unterrichtete. Er schloß sich mit dem Haupt­lehrer Fritz Menze von der Schule Renninghausen später dem sozialistischen Widerstand an. Menze kam 1945 im KZ um.

Anfangs wagten Mutige noch offenen Wider­stand. Am Tage der Reichstagswahl am 5. März 1933 hißte der Genösse Beinke die den Nazis verhaßte schwarz-rot-goldene Fahne. Schon bald wollte die SA die Fahne einho­len, doch Beinke stellte sich mit einem Beil in der Hand vor den Fahnenmast. Die SA zog sich zurück. Bei den Kommunalwahlen eine Woche später lag der Anteil an SPD-Stim­men im Bezirk Barop erheblich über dem Durchschnitt in der Stadt Dortmund. Am 1. August 1933, für die Angehörigen der Arbei­terbewegung damals der Anti-Kriegstag, hatte die SA ebenfalls recht viel zu tun. Angehöri­ge der sozialistischen, kommunistischen und christlichen Jugendverbände hatten in der Nacht einen erheblichen Teil des Stadtbezirks mit antimilitaristischen Parolen “verziert”. Doch mit der Zeit wurden viele, die sich am Widerstand beteiligten, entdeckt, mussten flüchten oder wurden inhaftiert. Die Partei war zwar verboten, doch private und berufliche Kontakte konnte man schlecht verbieten. Man hielt soweit wie möglich zu­sammen, stützte und ermutigte sich. Es blie­ben Strukturen erhalten, auf die man zu ge­gebener Zeit zurückgreifen konnte.

Und die­se Zeit kam. 1945 ging die Gewaltherrschaft zu Ende. Nun zeigte es sich, dass die Nazis es nicht geschafft hatten, die Sozialdemokra­tie in Dortmund und Barop zu zerschlagen. Das “III. Reich” war noch nicht beendet, die Amerikaner hatten erst einen Tag zuvor nach harten Kämpfen die Dortmunder Stadtmitte erreicht, – da trafen sich in Barop in der Woh­nung des Genossen Hau elf Genossen. Die SPD war wiedererstanden. Eine neue Zeit begann.

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